reisen, Zumba

Norden – Wasser – Zimt – B2

Ich soll endlich mal was über mein verlängertes Wochenende in Stockholm und Helsinki schreiben, wurde mir aufgetragen.

Nun denn.

Der Grund der Reise war das Basic 2 Training für Zumba bei einem von mir sehr geschätzten Zumba Education Specialist (ZES). Da ich noch nicht in Stockholm war (aber in Göteborg und Malmö), der Flug günstig war und sich Helsinki auch noch ganz einfach integrieren ließ, wurde dieser Trip in den Norden geplant.
Geflogen bin ich ab Wien mit Niki/Airberlin, zum Flughafen bin ich in der Früh selbst gefahren, das Auto habe ich auf einem nahen Parkplatz mit Shuttleservice abgestellt (parken am Wiener Flughafen ist teuer, hiermit wird es erschwinglich). Für einen frühen Flug (8:45) die 3h+ Strecke selbst fahren, ist möglich, aber irgendwie nie stressfrei. Aber alles hat geklappt und kurz nach sechs Uhr früh war ich am Flughafen Schwechat, wo ich den abscheulichsten Kaffee meines Lebens bei McD kaufte und stehen ließ.
Alles andere klappte wie geplant, und pünktlich in Stockholm angekommen nutzte ich den Flughafenbus, der mich bequem und mit WLAN ins Zentrum brachte. Dort war ich dann etwas verwirrt, mehrere Bedürfnisse wollten befriedigt werden, was ein etwas konfuses Hin und Herlaufen mit sich brachte. Schlußendlich die Reihenfolge: erst bei Subway essen, damit kleine Kronen erhalten, die für die Toilettenbenutzung gebraucht wurden, Suche nach Bushaltestelle, Suche nach Verkaufsstelle von kontaktlosen, aufladbaren Wertkarten für den Öffentlichen Nahverkehr (access), Warten auf Bus, Erwischen der richtigen Haltestelle, zum Vasa Museum schlendern.

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Die Vasa ist ein Schiff aus dem 17. Jahrhundert, das bei seiner Jungfernfahrt bereits nach 20 Minuten, noch im Hafen von Stockholm, aufgrund einer Fehlkonstruktion (ein Teil wurde nachträglich hinzugefügt, ohne auf die Statik zu achten) Schräglage bekam, durch die Kanonenluken mit Wasser volllief und sank. Mitte des 20. Jahrhunderts konnte das gut erhaltene Schiff geborgen und aufwändig restauriert werden. Nun steht es im genannten Museum und kann bewundert werden – und es ist wirklich eindrucksvoll. Im Vorfeld hatte ich mir die Audiotour auf mein Smartphone geladen, und damit beging ich die Ausstellung. Sehr gut für Interessierte oder einen Regentag, wie an diesem Tag. Freies WLAN gab es auch im Museum, damit suchte ich mir die Strecke zum Hafen aus, und zwar so, dass ich unterwegs noch in einem Supermarkt einkaufen konnte. Wie man ohne Google Maps und das Internet überhaupt individuell und unabhängig reisen konnte, ist mir schleierhaft. Wahrscheinlich müsste man ein Taxi nehmen und mit dem Fahrer diskutieren.

Wie auch immer, der recherchierte Bus brachte mich fast direkt zu einem großen Supermarkt, in der Nähe des Hafens Värtahamnen, von wo später mein Kreuzfährschiff ablegen sollte.

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auch Streetview ist für den Reisenden sehr praktisch 🙂

Fremdländische Supermärkte finde ich ja immer spannend, so kann ich einen mehr oder weniger notwendigen Einkauf (Getränke, Abendessen, Frühstück fürs Schiff, weil ich bin geizig) in ein Highlight einer Reise verwandeln. Nach dem erfolgreichen Beutezug schlendere ich zu Fuß weiter zum Fährhafen wo die Tallink Silja Linie zu Hause ist. Mit der Silja Symphony geht es über Nacht nach Helsinki, in einer Einzelkabine mit Dusche und WC (im untersten Deck) um 76€ für zwei Nächte. Im durchaus teuren Skandinavien ein Schnäppchen!
Boarding für das Schiff begann um 15:30 (auch in Helsinki), ich musste noch etwas warten und konnte wieder das freie WLAN zum Lesen und Zeitvertreiben nutzen.
Gemeinsam mit vielen Reisenden aus China konnte ich schließlich die ersten Schritte an Bord der luxuriösen Fähre machen. Die Kabinen an Bord entsprechen denen von (älteren) Kreuzfahrtschiffen, es gibt Restaurants, Bars, Aufenthaltsbereiche, Geschäfte und einen Wellnessbereich. Außerdem kann man das Schiff außen auf Deck 7 sowie ganz oben auf dem Sonnendeck umrunden. Auch dort gibt es Sitzgelegenheiten, aber es wurde (mir) relativ schnell kühl und ich besetzte stattdessen einen der kleinen Sitzbereiche im Treppenhaus, die auf jedem Deck backbord und steuerbord zu finden waren, und große Fenster hatten. So ließ ich die kleinen Inselchen an mir vorüberziehen. Eine sehr angenehme Art zu reisen!

Die Nacht verlief ruhig – ich war durch das frühe Aufstehen (wir erinnern uns: 3 Stunden Fahrt bis 6 Uhr nach Wien) müde, und nach etwas Kindle lesen bin ich sehr früh schon eingeschlafen. Dementsprechend früh war ich dann am nächsten Morgen, Freitag, auch munter, was ich nutzte um mein Frühstück ganz allein auf dem Sonnendeck mit Blick nach hinten einzunehmen. Nach noch mehr aufs Wasser starren, kamen wir in Helsinki an. Der Hafen befindet sich quasi mitten im Zentrum, und nach nur ein paar Minuten zu Fuß ist man schon am Marktplatz und bei der Domkirche. Ich hatte zuvor nach einem Hop On Hop Off Bus recherchiert und entdeckt, dass der Bus genau zwei Tage vor meiner Ankunft das letzte Mal für die Saison gefahren war. Irgendwas muss ich da aber falsch verstanden haben, denn ein roter Doppeldeckerbus stand direkt am Domplatz – und den nutzte ich dann auch, um mich mit Audiokommentar durch Helsinki schaukeln zu lassen. Wie meistens fuhr ich erstmal eine ganze Runde mit, und bei der zweiten stieg ich bei der Felsenkirche aus, die ist jetzt weniger spektakulär als man annehmen könnte, aber dennoch die 3 Minuten wert, die man zur Besichtigung braucht 😉 (Eintritt frei). Von dort spazierte ich ins Zentrum, zu einem vorher ausgesuchten Traktorrestaurant für mein Mittagessen. Im Restaurant war es relativ dunkel, alles war vollgepackt mit landwirtschaftlichen Motiven, Geräten und Bildern, und natürlich stand auch ein (kleiner) Traktor mitten im Raum. Die Preise waren skandinavisch und für mein Pyttipanna, das sich als Variante eines Tiroler Gröstls herausstellte, musste ich für eine nicht riesige Portion 16,90€ hergeben. Aber lecker war es!

Danach schlenderte ich weiter die Einkaufsstrasse entlang (ich bin so völlig unbrauchbar als Shopperin auf Reisen, das ist fast peinlich…) bis ich wieder am Domplatz ankam. Von dort war es ja nicht mehr weit bis zum Hafenterminal, und die restliche Zeit bis zum Boarding verbrachte ich wieder mit dem Smartphone 😉
Stockholm + Helsinki September 20151Wieder war ich sehr sehr müde, und bin bald im Bett meiner kleinen Kabine gelegen – diesmal war es allerdings etwas lauter, da die Fähren zwischen Schweden und Finnland gern als günstige Party-Locations genutzt werden, und in den drei Kabinen gegenüber von meiner ging genau so eine Party ab. Es war aber auszuhalten.

Wieder extrem früh wach konnte ich diesmal sogar den Sonnenaufgang beobachten, aber lang hielt ich es draußen nicht aus, und diesmal waren auch einige bettflüchtende asiatische Passagiere unterwegs. Also suchte ich mir wieder ein ruhiges Plätzchen an einem der Fenster und … starrte aufs Wasser ( – ich kann das richtig gut).

Wieder in Stockholm angekommen war ich sehr schnell runter vom Schiff und in der Minimumzeit, die man zu Fuß mit 8kg Rucksack brauchen kann ohne zu laufen, bei der U-Bahn Station. Trotzdem ist es sich nicht ausgegangen, dass ich bei der um 10 startenden „free walking tour“ mitgehen konnte. Am Hauptbahnhof versperrte ich dann erstmal meinen Rucksack und zog dann zu Fuß ohne echten Plan los. Rund um den Bahnhof herrschte aber Baustellenbetrieb vor, weswegen ich dann doch in die U-Bahn verschwand und nur eine Station später am Königsgarten wieder ans Tageslicht spazierte. Dort angekommen erkundete ich etwas die Umgebung, erfreute mich am Anblick des Wassers (überall in Stockholm) und am Sonnenschein. Die gratis Stadttour kam sogar an mir vorbei und für zwei Minuten schloss ich mich an – merkte aber schnell, dass das nicht so gut sein würde wie in London, und schlenderte wieder von dannen. Für meine geplante Nahrungsaufnahme war es noch zu früh, also bin ich am Reichstag vorbei durch das Zentrum und die Altstadt (Gamla Stan) spaziert, bis nach Södermalm, dort dann durch eine Markthalle, bevor ich wieder zurück zum Königsgarten fuhr. An der Oper genehmigte ich mir wie geplant einen Teller voller Köttbullar bevor ich, gesättigt und etwas müde, wieder einmal einen Hop On Hop Off Bus bestieg und mich durch die Gegend chauffieren ließ.

Stockholm + Helsinki September 20152Nach diesen vielen Eindrücken ging es dann in Richtung Hostel, das vom Hauptbahnhof aus einfach zu Fuß zu erreichen war. Ich bewohnte für die zwei Nächte ein Bett in einem Frauenschlafsaal mit neun Betten – Duschen (auch private!) und WCs befanden sich am Gang. Die Mädels im Zimmer waren alle recht jung, unterschiedlich gesprächig und bereiteten sich auf eine lange Nacht vor – es war schließlich Samstag. Sie hätten mich sogar mitgenommen auf die Pub Tour, aber das ließ sich weder mit meinem Training am nächsten Tag, noch mit meinem unsozialen Wesen vereinbaren ;). (Party machen mag ich nicht mal zu Hause mehr gern, und schon gar nicht unterwegs 😀 )

Trotz der Mitbewohnerinnen konnte ich ganz okay schlafen, Bill Bryson half mir mit seinem Hörbuch „At Home“ sehr dabei. Am nächsten Morgen war ich eine der ersten die sich rührte, und so leise wie möglich machte ich mich fertig für mein Basic 2 Training. Das Hostel bot gegen fairen Aufpreis ein Frühstück an, das ich gern nutzte:

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ein anständiges Frühstück für einen anstrengenden Tag!

Überhaupt, diese Zimtschnecken! Das hatte ich ja noch gar nicht erwähnt: dieses Gebäck ist wohl als eines der Nationalgerichte zu verstehen, und zu Recht! Unglaublich gut und das Beste: morgens duftet die ganze Stadt nach warmem Zimtgebäck!! Herrlich!

Gestärkt und voll motiviert machte ich mich auf den Weg zum Training – das Hostel wurde aufgrund der Bewertungen (die etwas übertrieben erscheinen) und der praktischen Position sowohl zum Bahnhof als auch zum Studio, wo das Training stattfand, ausgesucht. Auf dem Weg kam ich (wie geplant natürlich) an einem Lidl vorbei, wo ich mich mit Wasser, Bananen und einem Salat für das Mittagessen eindeckte.
Zu früh beim Studio angekommen wartete ich mit einem Haufen anderer (offensichtlich) Zumbatrainer, bis uns jemand öffnete. Dann war auch schon Steve da und wir wurden registriert (abgehakt und eine DVD überreicht), bevor es losging. Kurze Vorstellung, wir hatten schließlich zwei ZES statt nur einem, danach eine Masterclass, und dann Rhythmen lernen – dafür waren wir ja da (Bellydance, Samba, Soca, Quebradita, Flamenco und Tango!).Downloads

Ein anstrengender Tag – vor allem der für mich schwerste Rhythmus Tango, der ganz am Schluß kam, forderte mich. Da waren die geistigen Kapazitäten dann doch schon ziemlich erschöpft. Insgesamt betrachtet war es körperlich aber weniger anstrengend als das B1 Training – sicher auch deswegen, weil ich jetzt fitter bin. 😉

Zurück zum Hostel, duschen, Bett und die anderen weitestgehend ignorieren.

Am nächsten Tag ging es nach einem wieder sehr guten Frühstück zum Bahnhof, dann weiter mit dem Flughafenbus, Flieger, Shuttle, Auto, ohne Zwischenfälle bis nach Hause 🙂

Fazit: Stockholm hat mir sehr gut gefallen! Überall Wasser und Boote. Sehr sauber, recht grün, schöne Architektur – royaler als Göteborg im Vergleich. Helsinki war dagegen normaler, eine nette „Kleinstadt“, Wasser, Strände…
Ein Besuch von Helsinki (und Tallinn wenn man kann) per Fähre ist sehr zu empfehlen – eine Kreuzfahrt mit den Fährverbindungen zu gestalten ist eine günstige Option das Baltikum zu bereisen. Wenn man halt die Zeit hat. Aber die sollte man sich meiner Meinung nach nehmen 🙂

Mehr Fotos (leider nicht sehr viele)